Buch Rezension/Bruchhäuser Heinrich Abel Eine deutsche Karriere

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Der weite Weg zur Umkehr Hans-Peter Bruchhäuser: Heinrich Abel Eine deutsche Karriere mit einem Beitrag von Vladimir A. Vsevlodov

Mitteldeutscher Wissenschaftsverlag Magdeburg 1. Auflage 2009, ISBN 978-3-941792-005; 637 Seiten

Der Autor Prof. Dr. Hans-Peter Bruchhäuser stellt mit seiner Publikation neue kaum bekannte Fakten zur Rolle und Bedeutung des Nationalkomitee „Freies Deutschland" (NKFD) und dem Bund Deutscher Offiziere vor. Er untersucht die bis heute scharf umstrittenen Organisationen der deutschen Zeitgeschichte aus der Sicht der Akteure der Bewegung „Freies Deutschland" ergründet ihre Motive und die Konsequenzen ihrer Handlungsweisen.

Anhand der Biografie des Berufspädagogen Dr. Heinrich Abel analysiert der Autor erstmals wie sich dessen Wandlung vom überzeugten Anhänger des NS-Regimes zum führenden Mitarbeiter im Bund Deutscher Offiziere bis hin zum ersten Lehrstuhlinhaber für Berufs-, Wirtscharts- und Arbeitspädagogik in Westdeutschland vollzog.

Die breit angelegte faktenreiche Publikation ist in 17 Kapitel logisch gegliedert. H.-P. Bruchhäuser skizziert mit sorgfältig recherchierten Fakten treffend den Entwicklungsgang des Bürgersohnes Heinrich Abel, der sich zu einem fährenden Funktionär der NS-Reichsjugendführung entwickelte. Der Autor verdeutlicht am Beispiel des H. Abel das nicht wenige der führenden Funktionäre der NS-Diktatur aus der Mitte der Gesellschaft kamen und sich sowohl beruflich und politisch entsprechend ihrer Neigungen vorbehaltlos in dieses Regimes einordneten und ihm überzeugt dienten.

In den Kapiteln Polen und Frankreich beschreibt H.-P. Bruchhäuser, dass es für Abel ein Bedürfnis war, an den Feldzügen gegen diese Länder teilzunehmen. Er schildert ihn als zutiefst politischen Soldaten und späteren Offizier. In den nachfolgenden Seiten ,,... bis nach Stalingrad" ändert sich, so vom Autor dargelegt, wenig an der politischen Überzeugung des von ihm skizzierten H. Abel. Selbst die bitteren Erfahrungen im Kessel von Stalingrad bewirken bei Abel kaum eine Veränderung seiner politischen Grundüberzeugung zum NS-Regime.

Im Kapitel 7 „Kriegsgefangenschaft" erfährt der Leser wie sich Abels geistige Haltung im Bezug auf sein bisheriges Leben verändert und er sich mit den Geschehnissen in der Schlacht um Stalingrad auseinandersetzt. Sehr plastisch schildert der Autor die Gesprächssituationen zwischen Wilhelm Pieck und H. Abel, den man für die Mitarbeit unter den Kriegsgefangenen gewinnen möchte.

Die Gründung des NKFD am 12. und 13. Juli 1943 seine Zusammensetzung, dessen Aufgabenstellung und die Ergebnisse der vielfältigen Tätigkeit an der Front und in den Kriegsgefangenlagern beschreibt der Autor Anhand zahlreicher persönlicher Gesprächsnotizen mit Zeitzeugen neuen bisher unbekannten Fotos und Dokumenten, die zugleich auch die Vorbehalte gegen das NKFD aufzeigen und die vorhandenen unterschiedlichen Probleme die es im NKFD gab widerspiegeln. Hier widerlegt H. P. Bruchhäuser auch bisherige publizistische Legenden über das NKFD.

Unter der Überschrift „Ein neuer Antifaschist" schildert der Autor präzise den absoluten „biografischen Bruch" H. Abels, der nunmehr sein Wissen und Können als Angehöriger im Bund der Deutschen Offiziere im antifaschistischen Sinne einbringt. Er beschreibt hier ferner den widersprüchlichen Umgang den Abel durch die zuständigen Überwachungsorgane der UdSSR nach 1945 bis zu seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft erleben musste.

Auf den Seiten 473 bis 546 informiert H.-P. Bruchhäuser den weiteren Lebensweg H. Abels, der am 24. April 1950 nach Osterrode zurückkehrt und eine bemerkenswerte Karriere zum ersten Lehrstuhlinhaber für Berufs-. Wirtschafts- und Arbeitspädagogik an der Technischen Hochschule in Darmstadt durchlief Die vorliegende Publikation ist ein wertvoller Beitrag zur Analyse des Wirkens des NKFD und des Bundes Deutscher Offiziere mit einer Fülle an neuen Erkenntnissen durch die Einbeziehung bisher unbekannter Fakten, Dokumente, Fotos und Berichten aus den Gesprächen mit den noch lebenden Zeitzeugen die vorbildlich vom Autor recherchiert und zusammengestellt wurden. Neue Wege zur Erforschung der oben genannten Organisationen erschließt der Autor durch sein biografisches Herangehen zur Thematik der historischen Bedeutung des NKFD und des Bundes Deutscher Offiziere.

Leserfreundlich sind die umfangreichen Anmerkungen immer am Ende eines Kapitels einsehbar. Bestechend ist die Fülle an Quellen und Literatur, die auf 56 Seiten aufgelistet wurde. Ein Abbildungsverzeichnis nebst Abkürzungshinweisen und ein Personenregister runden die informative Publikation ab, deren Lesbarkeit durch einen akademischen Sprachstil etwas eingeschränkt wird. Das Buch ist ein unverzichtbarer Baustein für die gegenwärtige Auseinandersetzung mit allen Spielarten des Rechtsextremismus.

Dr. Günter Wehner