Hilde Radusch
Hilde Radusch (* 6. November 1903 in Altdamm bei Stettin; † 2. August 1994 in Berlin) war eine lesbische antifaschistische Widerstandskämpferin und Frauenrechtlerin.
Leben
Hilde Radusch wuchs in Weimar auf. Mit 18 Jahren kam sie 1921 allein nach Berlin, wo sie eine Ausbildung als Kinderhortnerin im Pestalozzi-Fröbel-Haus in Berlin aufnahm. Sie trat in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) und später in die KPD ein. Da sie als Kinderhortnerin keine Arbeit fand, ging sie 1923 als Telefonistin zur Post und wurde dort bald Betriebsratsvorsitzende. Ab 1925 engagierte sie sich im neu gegründeten roten Frauen- und Mädchenbund und schrieb Artikel für dessen Zeitung, die Frauenwacht. Von 1929 bis 1932 war sie Stadtverordnete für die Berliner KPD. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde sie am 6. April 1933 aufgrund ihrer KPD-Arbeit in „Schutzhaft“ genommen und war im Frauengefängnis Barnimstraße inhaftiert. Gemeinsam mit den anderen konnte sie bessere Haftbedingungen für die Frauen durchsetzen. Ende September 1933 wurde sie mit etlichen anderen „Politischen“ wieder entlassen. Sie zog nach Berlin-Mitte um. Da sie als ehemaliges KPD-Mitglied nicht mehr bei der Post arbeiten konnte, ging sie als Arbeiterin zu Siemens und machte illegale Arbeit im Betrieb.
1939 lernt sie ihre spätere Freundin Eddy kennen, mit der sie ab 1941 ein kleines Restaurant im Berliner Scheunenviertel führte. Dieses diente später auch als Unterschlupf für Illegale. Im August 1944 warnte eine mit Eddy befreundete Kriminalpolizistin sie vor ihrer bevorstehenden Verhaftung im Rahmen der so genannten Aktion Gitter. So konnte sie gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin in Prieros untertauchen, wo sie bis Kriegsende in einer Gartenlaube versteckt lebten. Zum Zeitpunkt der Befreiung Deutschlands durch die Rote Armee war sie fast verhungert.
Sofort nach Kriegsende beteiligt sich Hilde Radusch am Wiederaufbau. Von Juni 1945 bis Februar 1946 arbeitete sie für das Bezirksamt in der Abteilung Opfer des Faschismus. 1946 ist sie Mitinitiatorin der Aktion „Rettet die Kinder“. Im gleichen Jahr kam es jedoch zu Konflikten zwischen der Kommunistin und ihrer Partei, in deren Folge Radusch aus der KPD austrat und diese sie zugleich ausschloss. Sie führte zusammen mit Eddy einen Trödelladen, bis der Tod ihrer Lebensgefährtin Eddy 1960 für Radusch einen weiteren schweren Schlag darstellte.
Seit den siebziger Jahren engagierte sich Hilde Radusch in der Neuen Frauenbewegung. Sie war Mitbegründerin von L74, einer Berliner Gruppe älterer Lesben, und 1978 des Frauenforschungs- ,- bildungs- und -informationszentrums (FFBIZ).
Erst 18 Jahre nach ihrem Tod erinnerte der Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg 2012 an das Leben und Wirken der außergewöhnlichen Politikerin.
Literatur
Claudia Schoppmann: Zeit der Maskierung. Lebensgeschichten lesbischer Frauen im "Dritten Reich".: Orlanda Frauenverlag, Berlin, 1993, ISBN 978-3922166948. Online: Hilde Radusch (1903-1994) online auf Online-Projekt Lesbengeschichte.
Weblinks
- Gedenkort für Hilde Radusch
- Ehrung einer leidenschaftlichen Zeitgenössin auf der Website der SPD-BVV-Fraktion
- Gedenkort für Hilde Radusch in junge welt vom 20. Juni 2012