Elsa Werner

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Elsa Werner (* 15. Februar 1911 in Hamburg; † 30. März 2012 in Hamburg) war eine jüdische kommunistische Widerstandskämpferin.

Elsa Werner wurde als Tochter einer jüdischen Mutter und eines katholischen Vaters in Hamburg geboren. Als Kind lernte sie die Hilfsbereitschaft der Jüdischen Gemeinde kennen, die die zwölfköpfige Familie zum Beispiel mit Kleidung unterstützte.

Als Hitler Reichskanzler wurde, arbeitete sie im Büro des ZK der KPD in Berlin. Es folgte die Illegalität und 1934 Verhaftung und Anklage wegen "Vorbereitung zum Hochverrat". Anders als ihr Bruder Heini, der zwölf Jahre KZ-Haft durchleben musste, kam sie nach halbjähriger Haft dank der Standhaftigkeit der Mitangeklagten wieder frei.

Als 1938 in der so genannten »Polenaktion« etwa 17.000 polnische Juden ausgewiesen wurden, war auch ihr Lebensgefährte betroffen. Elsa folgte ihm. Bei Kriegsbeginn flüchteten sie in den Teil Polens, den die Rote Armee besetzte. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion gab es kein Entkommen mehr. Beide mussten Zwangsarbeit leisten, wobei Elsa das Glück hatte, wegen ihre Sprach- und Steno-Kenntnisse als Schreibkraft in einer Zuckerfabrik beschäftigt zu werden. Kurz vor Kriegsende wurde sie nach Theresienstadt gebracht und dort befreit. Das Grauen, das sie erlebt hat, bleibt verbunden mit dem Schmerz um ihren Mann, der 1942 in der Shoah ermordet wurde.

Elsa kehrte nach Hamburg zurück. Zusammen mit ihrer Jugendfreundin Anita Sellenschloh arbeitete sie als Sekretärin von Franz Heitgres, dem Leiter des Komitees ehemaliger politischer Gefangener und von den Briten eingesetzter Senator für »Wiedergutmachung und Flüchtlingshilfe«. Auch danach blieb Elsa Werner im Amt tätig. Sie sah in der Hilfe für die Verfolgten, die aus den Gefängnissen, Ghettos und Lagern zurückkehrten, ihre Aufgabe, auch wenn sie den falschen Begriff der »Wiedergutmachung« stets ablehnte. Sie engagierte sich als Mitglied der jüdischen Gemeinde, als Mitbegründerin des Auschwitzkommitees, und als Personalrätin in der Gewerkschaft ver.di.

Im Rückblick auf ihre Visionen von 1945 angesprochen, antwortete Elsa: »Für mich war es die eines wahrhaft demokratischen Deutschland, eines gerechten, solidarischen Landes, eines friedliebenden Landes, frei von Antisemitismus, frei von Diskriminierung, eines Landes, das die Opfer der NS-Zeit mit Kleidung, Wohnung, Nahrung, mit Wärme umgibt, das versucht, für Schäden aufzukommen, die es angerichtet hatte in Europa.« Dafür setzte sie sich bis zu ihrem Tode ein. Sie registrierte jede Novellierung, jede neue Verfahrensrichtlinie oder Bemessungsgrenze, kennt alle Härtefonds auf nationaler wie internationaler Ebene und galt deshalb als Expertin auf diesem Gebiet.

Als politischer Mensch, der seine Visionen nicht abgelegt hat, ist Elsa Werner vielen ein unbequemer Geist, eine Radikale für die Sache der Demokratie, der Gerechtigkeit und des Friedens, eine Streiterin gegen alten und neuen Faschismus. In ihren eigenen Worten klingt dies so: »Konfrontiere ich meine Visionen mit der heutigen Realität, ist das Ergebnis entmutigend. Gewiss, die BRD ist demokratisch - aber wahrhaft demokratisch? Wehrhaft demokratisch? Was für eine befremdliche Demokratie, in der eine Partei in einem deutschen Parlament den Opfern der Shoa eine Gedenkminute verweigern kann. Ist dies Land frei von Antisemitismus - gewiss nicht, wir wissen das. ... Frei von jeder Diskriminierung? Frei von Fremdenfeindlichkeit? Es fehlt immer noch und immer wieder die Zivilcourage, die zur Demokratie gehört. Was also bleibt? Meine Vision war eine Illusion, ganz ohne Frage. Und dennoch: Ich habe die letzten 60 Jahre in diesem Land gelebt und gearbeitet, es kann nicht ganz umsonst gewesen sein, Ich glaube immer noch, auch wenn es schwer fällt, an ein Stückchen Vernunft im Menschen.« Und an uns Nachgeborene richtet sie den Aufruf: »Ihr seid dran, diese Vernunft am Leben zu halten, die nächste, die übernächste Generation.«

Elsa Werner wurde 2009 von der jüdischen Gemeinde Hamburg mit der Herbert-Weichmann-Medaille ausgezeichnet.<ref>Mut, Einsatz und Widerstand. Hamburger Gemeinde ehrt zwei Frauen in Jüdische Allgemeine vom 03.09.2009</ref> 2010 erhielt sie die Herbert-Wehner-Medaille der Gewerkschaft ver.di Hamburg.<ref>Verleihung der Herbert-Wehner-Medaille 2010</ref>

Quelle

Einzelnachweise

<references />