Rudolf Stender

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Rudolf Stender (* 26. Dezember 1899 in Hamburg, † 18. Mai 1945 im Zuchthaus Bützow-Dreibergen) war ein kommunistischer Widerstandskämpfer und Spanienkämpfer.

Leben

Rudolf Stender gehörte bereits mit 14 Jahren der Sozialdemokratischen Jugend an. Er erlernte das Dreherhandwerk. Von 1917 bis Frühjahr 1918 war er als Soldat im Ersten Weltkrieg, anschließend fand er Arbeit bei Blohm & Voss. Er schloss sich der Freien Proletarischen Jugend an und wurde Mitglied der USPD. 1920 trat Rudolf Stender mit großen Teilen der USPD zur KPD über. Er war als Zellenkassierer und später Zellenleiter aktiv.

Als Rudolf Stender 1921 von der Firma Maihak entlassen wurde, fand er vorübergehend im Ruhrgebiet Arbeit in einer Metallhütte.

1923 kehrte er nach Hamburg zurück. Nach Massenstreiks und Arbeiterunruhen im Hamburger Hafen wurde im August 1923 der Ausnahmezustand verhängt. Die Kommunisten hatten zum Generalstreik aufgerufen. Auf dem Höhepunkt der Inflation wurde im September reichsweit der "Belagerungszustand" verhängt.

Vom 23. bis 25. Oktober riefen die Kommunisten den sogenannten Hamburger Aufstand aus, dem die Arbeiter mehrheitlich nicht folgten und den die Polizei in kurzer Zeit niederschlug. Rudolf Stender wurde verhaftet und 1924 "wegen Betätigung in einer verbotenen Partei" zu einer Strafe von 400 RM verurteilt.

Ab 1925 gehörte Rudolf Stender dem "Roten Frontkämpferbund" (RFB) an; 1926 wurde er dessen Leiter in Barmbek. In das Jahr 1925 fiel auch seine Heirat mit Käthe Michaelsen. Der gemeinsame Sohn Rudolf, Rudi genannt, wurde 1926 geboren. Die Ehe wurde nach 1933 geschieden.

In den Jahren der Weltwirtschaftskrise war Rudolf Stender immer wieder arbeitslos, auch aufgrund seiner politischen Aktivitäten. Er reiste als Delegierter für die KPD in die UdSSR. 1930 wurde er wegen einer Rede vor dem Karstadt-Gebäude verhaftet und "wegen Hausfriedensbruchs und groben Unfugs" mit einem Monat Gefängnis bestraft. Nach seiner Haftentlassung arbeitete er bis 1933 als Bote bei der sowjetischen Handelsvertretung Derutra. Seit seiner Jugend gewerkschaftlich organisiert, wurde er dort Betriebsratsvorsitzender. Im RFB übernahm er 1932 weitere Leitungsaufgaben.

Auch als die KPD nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 offen verfolgt wurde, war Stenzer in der illegalen KPD in Hamburg aktiv. Rudolf Stender wurde von der Staatspolizei gesucht; ihm wurde u. a. vorgeworfen, an der Herstellung kommunistischer Zeitungen mitgewirkt zu haben. Um seine Verhaftung zu verhindern, schmuggelten Freunde ihn im Sommer 1933 auf einem Dampfer mit Ziel Odessa außer Landes.

Die nächsten Jahre lebte und arbeitete er in und um Moskau. An der internationalen West-Universität besuchte er Kurse für Physik, Chemie, Geschichte und Politik. In dieser Zeit stand er – unter falschem Namen – mit seiner Familie in Briefkontakt.

Ende 1936 ging er nach Spanien, um sich den Internationalen Brigaden im Kampf gegen die Truppen General Francos anzuschließen. Als Mitglied der XI. Brigade war er u. a. an der Schlacht am Ebro beteiligt und erlitt bei der Verteidigung Madrids einen Halsdurchschuss.

Währenddessen suchte die Gestapo vergeblich nach Rudolf Stender; sein Name stand auf der Sonderfahndungsliste UdSSR. Zum Schutz vor Entdeckung lebte er mit falschen Papieren unter dem Decknamen "Siegmund Nielsen". Im Dezember 1938 erkannte das Deutsche Reich ihm die Staatsangehörigkeit ab.

Nach dem Sieg Francos in Spanien kam er in verschiedene Internierungslager in Frankreich, zuerst nach St. Cyprien, mit Kriegsbeginn im September 1939 wurde er in das "Camp de Vernet" verlegt, wo erheblich schlechtere Bedingungen herrschten und die Zensur den Kontakt zur Familie erschwerte. Nach dem Waffenstillstand mit Frankreich Mitte 1940 übernahmen der deutsche Sicherheitsdienst und die SS die oberste Kontrolle über die französischen Internierungslager, auch im nicht besetzten Teil Frankreichs. Am 17. Dezember 1941 nahm die Vichy-Polizei Rudolf Stender alias "Siegmund Nielsen" fest und brachte ihn in das geheime Gefängnis für politische Gefangene in Castres.<ref>Jonny Granzow: Der Ausbruch der Spanienkämpfer aus dem Geheimgefängnis: Eine historische Reportage, edition bodoni, 2012, ISBN 978-3940781277</ref> Erst nachdem die Wehrmacht auch Südfrankreich besetzt hatte, konnte die Gestapo seine wahre Identität ermitteln. So wurde er im Frühjahr 1943 nach Hamburg gebracht, wo er ab Ende Mai im Gestapogefängnis Fuhlsbüttel festgehalten wurde.

Am 23. Oktober 1944 verurteilte das Hamburger Oberlandesgericht Rudolf Stender zu fünf Jahren Zuchthaus wegen "fortgesetzter Vorbereitung zum Hochverrat"; laut Gerichtsakten bezogen sich die Vorwürfe auf die Zeit von 1933 bis 1936. Bevor er seine Haft antreten musste, konnte er seine Schwester und seine frühere Frau noch einmal sehen. Im Zuchthaus Celle durfte er nur alle sechs Monate einen Brief empfangen, u. a. erfuhr er dort von der Kriegsverletzung seines Sohnes. Im Rüstungsbetrieb der Trilka-Werke musste er Zwangsarbeit leisten.

Beim Vorrücken der Alliierten 1945 wurden vom 8. April an über 200 Häftlinge in Güterwaggons nach Mecklenburg transportiert. Viele starben auf der fünf Tage währenden Fahrt ohne Nahrung und ärztliche Hilfe. Rudolf Stender selbst erreichte völlig entkräftet die Strafanstalt Bützow-Dreibergen. Sein Sohn Rudi schilderte dem Amt für Wiedergutmachung, dass der Vater die Befreiung durch die sowjetischen Truppen am 3. Mai 1945 aufgrund der erlittenen Misshandlungen nicht mehr bewusst hatte erleben können. Rudolf Stender starb am 18. Mai 1945 im Krankenhaus, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.

Am 12. September 1948 wurde seine Urne im Ehrenhain der Hamburger Widerstandskämpfer auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt.

Im Mai 2006 wurden für ihn und seinen Bruder Ernst Stolpersteine in Hamburg verlegt.

Weblinks

Einzelnachweise

<references />