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Aktuelle Version vom 21. März 2017, 17:31 Uhr

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Rudolf Schiffmann 2010

Rudolf Schiffmann (* 4. Dezember 1909 in Berlin; † 1. Mai 2013 ebenda) ist ein antifaschistischer Widerstandskämpfer aus Berlin-Wedding.


Rudolf Schiffmann wurde als Sohn des Arbeiterehepaares Julius und Hedwig Schiffmann in Berlin geboren. Nach dem Besuch der Grundschule musste er sofort eine Arbeit annehmen, da sein Vater im September 1924 verstorben war und seine Mutter Invalide war und nur eine geringe Wohlfahrtsunterstützung bekam. Sehr früh lernte er den Unterschied zwischen Kapital und Arbeit kennen. Das führte dazu, dass er sich mit 16 Jahren, 1926 der Roten Jungfront im Wedding anschloss. Kurze Zeit später wurde er auch Mitglied der Roten Hilfe, war dort Kassierer und leitete eine Gruppe. Nach dem Verbot des Rotfrontkämpferbundes im Jahre 1929 betätigte er sich in der Häuserschutzstaffel „Kolonie Schillerhöhe - Sandtal“, wo Schiffmann seine Laube hatte und auch wohnte.

1931 trat Schiffmann in die KPD ein. Er beteiligte sich als klassenbewusster Arbeiter an allen Aktionen, die zur Zurückdrängung des Faschismus durchgeführt wurden.

Nach der „Machtergreifung“ der Faschisten am 30. Januar 1933 begann der direkte faschistische Terror. Überall wurden Hausdurchsuchungen gemacht und viele Genossen in Folterhöhlen verschleppt und misshandelt oder gar ermordet. Schiffmann hielt sich 3 Wochen bei Freunden verborgen, weil er als aktiver Kämpfer in der Häuserschutzstaffel und als Mitglied der Roten Jungfront bekannt war und von der SA nach der faschistischen Machtübernahme beobachtet und gesucht wurde.

Wieder zu Hause, bekam er eine Nachricht, sich bei dem Genossen Alfred Apelt „Kolonie Fliederberg“ einzufinden. Dort waren bereits 4 weitere Genossen anwesend, unter anderen Herbert Krause und Walter Hesse von der Kolonie „Schillerhöhe“. Da der Parteisekretär Franz Pischler der „Kolonie Nordpark“ bereits verhaftet war, wurde eine illegale Leitung mit Alfred Apelt als Sekretär gebildet. Als erstes wurde die Verbindung zur Berliner Leitung hergestellt.

Die illegale Gruppe unternahm Malaktionen in der Ungarnstr. Sie schrieben Parolen gegen den Faschismus an die Häuserwände und auf die Fahrbahn. Des Weiteren wurden Flugblattaktionen durchgeführt. Die Flugblätter druckte die Gruppe selbst.

Schiffmann war in der Gruppe als Kurier tätig. Er übernahm die Flugblätter und illegalen Zeitungen und leitete sie später im gesamten Stadtteil Wedding-Reinickendorf weiter.

Ab März 1933 unterstützte er den Aufbau der illegalen „Roten Hilfe“ im Bezirk Wedding. Sie besorgten einen Abziehapparat, eine Schreibmaschine und Matrizen sowie Papier. Damit wurde eine eigene Zeitung hergestellt, die später über die bestehenden Verbindungen verteilt wurde. Die Hauptaufgabe als Rote Hilfe war es, alle Menschen, die gegen Hitler waren, zur Solidarität für die Opfer des Faschismus zu gewinnen.

Oft war diese Arbeit mit großem Risiko verbunden, denn alles musste nach dem Druck versteckt werden. Schiffmanns Laube und auch die Laube seiner Schwiegereltern waren die idealsten Verstecke. Verhaftungen von Genossen wurden meist sehr schnell bekannt, und so war Gelegenheit, Material, was in der Laube war, rechtzeitig beiseite zu schaffen.

Die KPD und die Rote Hilfe waren in der Illegalität zu einem wichtigen Faktor der antifaschistischen Arbeit geworden, so dass die Gestapo versuchte, Spione einzuschleusen. Ende Oktober 1934 bis Anfang 1935 setzte dann eine Verhaftungswelle von Antifaschisten ein. Die politische Arbeit ging jedoch weiter und neue Verbindung wurde geknüpft. Inzwischen hatten die Genossen auch gelernt konspirativ zu arbeiten.

Im Sommer 1936 erfolgte ein weiterer Rückschlag, der die Arbeit sehr lähmte. Viele Genossen vom Wedding wurden von der Gestapo verhaftet. Unter anderen war auch der Genosse Alfred Apelt dabei. Er kam in Mauthausen um. Seine Frau Elise Apelt, die auch im Widerstand arbeitete, konnte Alfred in der Untersuchungshaft sprechen. Alfred warnte die Genossen, weil er wusste, dass die Gestapo noch nach einigen Genossen fahndete und neue Verhaftungen zu erwarten waren. Schiffmann selbst entkam dieser neuen Verhaftungswelle, weil ihn fremde Genossen nur mit dem Decknamen „Ruhmann“ kannten. Alfred Apelt und Willy Rohde, die ihn genau kannten, machten keine Angaben.

Nach dieser Verhaftungswelle im Sommer 1936 waren nur noch wenige übrig, die Verbindung zur Berliner Leitung war abgebrochen. Der Abziehapparat ging ebenfalls kurz vor der letzten Verhaftungswelle verloren.

Im August 1937 wurde Heinrich Krause aus der Haft entlassen. Er nahm sofort wieder Kontakt zu Schiffmann auf. Sie stellten Gummistempel her und druckten damit Wurfzettel auf denen antifaschistische Losungen standen, die dann gestreut wurden. Es wurden auch bei Freunden wieder Spenden gesammelt, um die Solidarität mit den eingekerkerten Antifaschisten zu bekunden.

1939 wurde Schiffmann als Bauarbeiter nach Rathenow dienstverpflichtet. Am 6. Mai 1940 wurde er nach Potsdam zur Wehrmacht einberufen und im Juli 1940 nach Norwegen abgestellt. Im August 1941, nach dem Überfall auf die Sowjetunion wurde er nach Nordfinnland (Lappland) gebracht. Dort tat er bis Februar 1945 in einer Versorgungseinheit Dienst. Anschließend kam er nach Norwegen zurück, wo er dann bei Kriegsende von den Engländern interniert wurde. Von Norwegen aus kam Schiffmann in französische Kriegsgefangenschaft, wo er etwa ein Jahr blieb und sich dann selbst entließ. Seine Frau und die 3 Kinder waren in Westdeutschland evakuiert. Er holte die Familie nach der Entlassung wieder nach Berlin. Die letzte Wohnung war durch Bomben völlig zerstört. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder ein Dach über dem Kopf hatten. Am 15. Oktober 1949 verließ die Familie Westberlin und siedelte in die Hauptstadt der DDR um.

Schiffmann hatte im Oktober 1946 bei einer Westberliner Firma eine Tätigkeit als Lagerarbeiter übernommen. Diese Arbeit behielt er bis zum 13. August 1961. Er war Vertrauensmann der Kollegen dieses Betriebes, ihr Sprecher und später Betriebsobmann. Sie organisierten sich zuerst im FDGB und traten später auf Vorschlag einiger Genossen zum DGB über. Schiffmann war von 1954-1961 im Vorstand der Fachgruppe des Berliner Großhandels HBV.

1961-1964 war Schiffmann im Berliner Großhandel tätig, später bei der Berliner Müllabfuhr.

Weblinks

  • Nachruf der VVN-BdA Berlin-Lichtenberg