Ernst Fürstenberg: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 21. März 2017, 17:31 Uhr
Ernst Fürstenberg (* 30. Juni 1899 in Memel; † 11. Oktober 1944 im KZ Sachsenhausen) war ein antifaschistischer Widerstandskämpfer in Berlin und beteiligt am Lagerwiderstand in Sachsenhausen.
Fürstenberg besuchte das Polytechnikum in Köthen (Anhalt) und arbeitete als Chemiker. Schon mit zwanzig Jahren schloss er sich 1919 der neu gegründeten KPD an. Arbeitslosigkeit zwang ihn, auf Wanderschaft zu gehen. Er nutzte die Zeit, um Kenntnisse über das Leben der Arbeiter in anderen Ländern zu erwerben und vertiefte sein Wissen im Marxismus. Das befähigte ihn, ab 1931 als Lehrer für Philosophie an der Marxistischen Arbeiterschule (MASCH) zu wirken.
Nach der Machtübertragung an die Faschisten führte Ernst Fürstenberg die Schulung der Genossen der KPD illegal weiter. Er hatte großen Anteil am Aufbau der illegalen Parteiorganisation im Unterbezirk Berlin-Mitte. Intensiv verbreitete er bis zu seiner Verhaftung am 18. Oktober 1934 antifaschistische Flugblätter und Zeitschriften.
Im Dezember 1934 klagte das Kammergericht im Prozess „Fürstenberg und Genossen“ Kommunisten aus Mitte und Kreuzberg an, die größtenteils der illegalen Betriebsgruppe des Kaufhauses „Held“ in der Invalidenstr. 161-164 angehört und an Schulungen teilgenommen hatten. Ernst Fürstenberg als Hauptangeklagter wurde zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Verbüßung der Strafe wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Dort nahm er am Lagerwiderstand teil.
Im Frühjahr 1944 wurden Anzeichen für einen geheimen kommunistischen Widerstand im Lager gefunden. Die SS überraschte am 27. März 1944 in der Baracke 28 den Häftling Frierich Büker beim illegalen Abhören von „Radio Moskau“. Des Weiteren fand sie Druckutensilien, mit denen die Häftlinge die Nachrichten im Lager verteilten. Eine Sonderabteilung des Reichssicherheitshauptamtes begann mit Untersuchungen, um eine mutmaßliche internationale Widerstandsorganisation im Lager aufzuspüren und zu zerschlagen. Schon am 28. April 1944 wurde Heinz Bartsch von der Funktion als Lagerältester enthoben und in das KZ-Sondergefängnis verbracht.
Nach mehrmonatigen Ermittlungen unter Einsatz von Verhören und Folterungen sowie durch Mithilfe von Häftlingen, die sich für Spitzeltätigkeiten zur Verfügung stellten, gelang es der Sonderkommission nachzuweisen, dass von deutschen Kommunisten eine Solidaritätsaktion unter den Häftlingen organisiert wurde. Die Sonderkommission verhaftete im Laufe der Untersuchung immer mehr Häftlinge. Eine Vielzahl von ihnen wurde ihrer Funktionen – als Lagerältester, Blockältester oder Vorarbeiter – enthoben. Sie kamen in schwere Arbeitskommandos oder in Isolationshaft in die Baracke 58.
Die Sonderkommission beendete im September 1944 ihre Arbeit. 103 der Verhafteten wurden nach Mauthausen deportiert, andere wieder ins Lager eingegliedert. Lagerkommandant Kaindl erhielt den Befehl, 27 Häftlinge vor versammelter Lagergemeinschaft öffentlich zu erhängen. Wegen befürchteter Unruhen unter den Häftlingen wurde der Exekutionsbefehl abgeändert.
In den Abendstunden des 11. Oktobers 1944 wurden Alfred Arendt, Heinrich (Heinz) Bartsch, André Bergeron, Marceau Benoit, Erich Boltze, Friedrich (Fritz) Büker, Emil Dersch, Ernst Fürstenberg, Willi Grübsch, Arthur Hennig, Rudolf Hennig, Dietrich Hornig, Otto Kröbel, Erich Mohr, Rudolf Mokry, Kurt Pchalek, Emile Robinet, Johann (Hanns) Rothbarth, Josef Rutz, Wilhelm Sandhövel, Augustin (Gustl) Sandtner, Ernst Schneller, Josef Schup, Gustav Spiegel, Siegmund Sredzki, Mathias Thesen und Ludger Zollikoffer in der „Station Z“ mit Maschinenpistolen erschossen.
In Berlin-Prenzlauer Berg wurde am 4. September 1974 eine Straße nach Ernst Fürstenberg benannt.<ref>Ernst Fürstenberg bei berlin.kauperts.de</ref>
Einzelnachweise
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