Josef Wagner: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 21. März 2017, 17:31 Uhr
Josef Wagner (* 6. Mai 1897 in Lockweiler; † 1. September 1943 in Berlin-Plötzensee) war ein saarländischer Widerstandskämpfer
Es ist das Verdienst des Autors und Journalisten Dieter Gräbner und des Historikers Luitwin Bies das Leben Josef Wagners erforscht zu haben. In ihrem Buch “Ich sterbe ruhig und mutig “ wird sein Schicksal im Zusammenhang mit den damaligen Zeitereignissen dargestellt und die Hintergründe für den Widerstand aufgezeigt.
Josef Wagner wurde am 6. Mai 1897 in Lockweiler geboren. Zehn von 13 Geschwistern starben früh. Seine Mutter verlor er mit elf Jahren. Die ärmlichen Verhältnisse zwangen den, auch musikalisch begabten Jungen nach der Volksschule zunächst in der Landwirtschaft zu arbeiten. Mit sechzehn Jahren begann er als Bergmann. 1917 wurde er eingezogen und kam an die Westfront. 1919, nach französischer Gefangenschaft, ging er nach Lockweiler zurück. Er arbeitete wieder unter Tage. Die Arbeitsbedingungen waren hart und die Entlohnung erbärmlich. Noch im gleichen Jahr trat er der Gewerkschaft bei.
Sein bisheriges Leben, besonders aber die Erlebnisse an der Front und in der Gefangenschaft machten ihn nachdenklich. Er war überzeugt: Es muss sich für ihn, seine Kumpel und die Menschen seiner Umgebung etwas ändern! 1920 wurde das “Saargebiet” entsprechend den Bestimmungen des Versailler Vertrages unter die Verwaltung des Völkerbundes gestellt. Die Saargruben wurden von Frankreich verwaltet. Das Verhältnis zur französischen Verwaltung war gespannt. In dem hunderttägigen Streik der Bergleute, ab Februar 1923,kamen diese Spannungen zum Ausdruck.
1922 hatte Josef Wagner die Bergmannstochter Helene Schuster geheiratet. 1923 wurde Tochter Maria geboren. Josef Wagner trat 1924 der Kommunistischen Partei bei. Bald schon übernahm er Parteifunktionen. Beim Machtantritt Hitlers war er in Berlin auf einer Parteischule. Er wurde verhaftet und - vermutlich irrtümlich - wieder entlassen. Er hatte Glück, die Nazis begannen damals eine regelrechte Hetzjagd auf Andersdenkende. Er kehrte nach Lockweiler - damals im Deutschen Reich - zurück. Musste nach Schmelz (im Saargebiet) flüchten, um seiner Verhaftung zu entgehen. Von dort leitete er den Widerstand gegen die Nazis in der Region an. Bis dahin hatte die KPD eine nationalistische Politik propagiert. 1934, unter dem Eindruck der Gewaltherrschaft der Nazis in Deutschland schlossen sich Kommunisten, Sozialdemokraten und kommunistische Gewerkschaften zu einem Bündnis zusammen. Auch antifaschistisch eingestellte Katholiken und Pfarrer vereinigten sich zum "Deutschen Volksbund für christliche und soziale Gemeinschaft." Bei ihrem Eintritt für den "Status quo" marschierten diese Kräfte in gemeinsamer Front unter Zurückstellung weltanschaulicher Gegensätze. Die nationalistische Stimmung der Saarländer konnte das nicht mehr beeinflussen. Das Ergebnis der “Saarabstimmung“ im Januar 1935: 90,76% der Wahlberechtigten stimmten für die Vereinigung mit Deutschland. Danach setzten auch im Saargebiet Terror und Verfolgung durch die Nazis ein. Josef Wagner musste nach Frankreich emigrieren. Von Forbach aus organisierte er die Untergrundarbeit. Nach dem deutschen Überfall auf Frankreich wird Wagner interniert, später in das Geheimgefängnis Castres gebracht und von dort an die SS ausgeliefert. Der Volksgerichtshof in Berlin verhängt das Todesurteil. Am 1. September 1943 wird ihm Mittags um 13:00 Uhr mitgeteilt: Urteilsvollstreckung heute um 18:00 Uhr. Er schreibt in einem letzten Brief an Frau und Tochter, die ihm auch in der Emigration treu zur Seite standen: “Macht Euch aber keinen Kummer und keine Sorgen. Ich sterbe ruhig und mutig.” Das Fallbeil in Plötzensee machte dem Leben eines mutigen Mannes und Kommunisten ein Ende.
Literatur
- Dieter Gräbner: "Ich sterbe ruhig und mutig" : Josef Wagner - Bergmann, Kommunist, Widerstandskämpfer, Conte-Verlag Saarbrücken 2010, ISBN 978-3-941657-07-6 DNB
- Jonny Granzow: Der Ausbruch der Spanienkämpfer aus dem Geheimgefängnis: Eine historische Reportage, edition bodoni, 2012, ISBN 978-3940781277
Weblinks
- Ausstellung über Josef Wagner der Peter-Imandt Gesellschaft e.V (Saarland), gestaltet vom Historiker Dr. Luitwin Bies, Bericht zur Austsellung "Josef Wagner und Genossen" vom 1.-30.9.2008, Quelle: Saarbrücker Zeitung, 11. Oktober 2008
- Josef Wagner In: Hermann Weber, Andreas Herbst (Hrsg.): Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Zweite, überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Karl Dietz Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02130-6.